Berliner Initiative gegen die Dresdner Brücke

Dresdner Neueste Nachrichten vom 31. März 2006

Berliner kämpfen für Dresden. Dass man diesen Satz mal schreiben würde, wer hätte das je gedacht. Und doch, nun ist es soweit. Und unter denen, die sich da zu Wort melden, sind Namen wie Wolfgang Thierse (Ex-Bundestagspräsident), Gesine Schwan (Präsidentin der Universität Viadrina) und Jens Reich (Professor für Bioinformatik).

"Initiative Berliner Freunde der Kultur- und Wissenschaftsstadt Dresden" ist das Papier überschrieben, das gestern in Dresden eingegangen ist. Und gerichtet ist das als Appell deklarierte und von mehr als 300 Persönlichkeiten unterzeichnete Schreiben an Unesco, Bundesregierung Deutschland, Landesregierung Sachsen, Stadtrat und "Stadtregierung Dresden". "Bauen Sie keine Brücke!" ist die Hauptbotschaft fett gedruckt hervorgehoben. Im Text heißt es unter anderem: "Die einzigartige Kulturlandschaft, das Dresdner Elbtal, wurde zu Recht durch die Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Doch genau an jenem Ort, den viele große Dichter wie Kleist und berühmte Maler gepriesen haben, soll in diesem Jahr mit demBau der so genannten Waldschlößchen-Brücke begonnen werden... Die geplante klobige Betonbrücke mit ihren riesigen Auffahrtrampen wird die Elbauen in ihrer größten Weitung zerschneiden, ihre beruhigende Schönheit und Harmonie zerstören, sie verlärmen und mit Abgasen belasten... Mit der Verleihung des Weltkulturerbetitels ist der Erhalt dieser einmaligen Kulturlandschaft nicht mehr nur eine Angelegenheit der Dresdner Bürgerschaft, sondern aller Deutschen. Wir, Freunde Dresdens, sehen uns auch in der Pflicht." Es folgt ein Appell an die Zuständigen, die Verantwortung wahr zu nehmen und das Weltkulturerbe zu bewahren, das sei man den nachfolgenden Generationen schuldig.

Der Initiator des Appells ist Rolf Kreibich, gebürtiger Dresdner und Direktor und Geschäftsführer des IZT Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Berlin. Von 1969 bis 1976 war er Präsident der Freien Universität Berlin. Und er hat eine Menge Berliner Persönlichkeiten von seinem Anliegen überzeugen können, sich gegen einen Bau der Waldschlößchenbrücke und für den Erhalt des Weltkulturerbes einzusetzen. Vertreten sind Politiker, Künstler, Wissenschaftler, Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und aus den Medien.

Hier nur einige Namen: Friedrich Christian Delius (Schriftsteller), Barbara Henniger (Karikaturistin), Prof. Dr. Karl Ganser (Stadtplaner), Prof. Dr. Helene Kleine (Rektorin der FH Potsdam), Prof. Dr. Rudolf Prinz zur Lippe (Philosoph), Volker Ludwig (Leiter des Grips-Theaters), Percy McLean (Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Berlin), Lea Rosh (Publizistin), Jürgen Schitthelm (Intendant der Schaubühne Berlin), Ernst Ulrich von Weizsäcker (Politiker, Wissenschaftler), Friedrich Freiherr von Wrede (Unternehmer).

Heidrun Hannusch

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